Neues LF-KatS aus Bundesmitteln in Dienst gestellt

Hiddenhausen/Bonn. Der Bund investiert zurzeit massiv in den Katastrophenschutz. Es geht unter anderem um die Modernisierung der überalterten Fahrzeugflotte für den Brandschutz. Davon hat jetzt auch der Kreis Herford profitiert. Am Dienstag (20.06.2017) reisten Vertreter der Bezirksregierung Detmold, Kreisverwaltung und Feuerwehr zum Bestückungslager des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn-Dransdorf. Von dort überführten sie ein neues Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz (LF-KatS) in die Heimat. Das Fahrzeug im Wert von 233.000 Euro ist ab sofort in Hiddenhausen stationiert. Es soll unter anderem bei ABC-Lagen (steht für atomare, biologische und chemische Gefahren) zum Einsatz kommen.

 


Am Standort Hiddenhausen ist ab sofort ein Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz (LF-KatS) stationiert. 

 

Das  neue LF-KatS  macht  einen grundsoliden Eindruck. Es wirkt kompakt und bullig zugleich. Das liegt wohl in erster Linie am Allradfahrgestell mit der hochbeinigen Singlebereifung. Feuerwehrspezialist Ziegler aus dem württembergischen Giengen a.d. Brenz hatte den Auftrag zum Bau der laufenden Beschaffungsserie, die insgesamt 96 Fahrzeuge umfasst, bekommen. Als Basis für den Aufbau diente  ein Mercedes-Benz vom Typ Atego 1323. Der Vierzylindermotor leistet etwa 230 PS und erfüllt die Euro-6-Norm. Der permanente Allradantrieb mit sperrbarem Längsdifferential und Getriebeuntersetzung macht den Dreizehntonner geländefähig. Für gute Fahreigenschaften auf schwierigem Terrain sorgt zudem die einzelbereifte Hinterachse. Gewässer bis zu einer Tiefe von 65 Zentimetern können problemlos durchfahren bzw. durchwatet werden. Das automatisierte Sechsganggetriebe vereint die Vorteile einer herkömmlichen Schaltung und eines Automatikgetriebes. Die Konstruktion kommt ohne Kupplungspedal und Schaltknüppel aus. Eine Software erledigt vielmehr die Steuerung des Systems. Das spezielle Schaltprogramm „A-Fire“ ist voreingestellt. Es sorgt im Einsatzfall vollautomatisch für den schnellstmöglichen Vortrieb, sodass sich der Fahrer bzw. Maschinist voll auf den Straßenverkehr konzentrieren kann. Über eine Schaltwippe am Lenkrad lassen sich die Gänge auch manuell einlegen.

 
Es verfügt über eine umfangreiche Ausrüstung, die vor allem auf die Brandbekämpfung u.  ...

 


… Wasserversorgung über lange Wegstrecken ausgelegt ist.

 

Vollausstattung für die Brandbekämpfung und die Wasserversorgung über lange Wegstrecken

Den Fahrzeugaufbau hat Ziegler in bewährter Weise aus Alu-Paneelen erstellt. Das garantiert extreme Stabilität und optimalen Korrosionsschutz. Das LF-KatS hat 1.000 Liter Löschwasser für den Erstangriff an Bord. Die fest eingebaute Pumpe im Heck (FPN 10-2000) leistet 2.000 Liter bei zehn Bar Ausgangsdruck. Es gibt sechs Geräteräume für die feuerwehrtechnische Beladung. Sie ist in erster Linie auf die Brandbekämpfung und Wasserversorgung über lange Wegstrecken ausgelegt. Herzstück im Geräteraum 1 ist die Tragkraftspritze (PFPN 10-1500) aus dem Hause Ziegler. Die Pumpe vom Typ „Ultra Power 4“ wird von einem Dreizylinder-Volkswagen-Motor angetrieben und schafft bei zehn Bar Ausgangsdruck bis zu 1.900 Liter in der Minute. Das Bundeslöschfahrzeug ist mit 30 B-Schläuchen bestückt, die eine Länge von 600 Metern ergeben. 320 Meter Schlauchmaterial liegen zusammengekuppelt im Heck. Zwei Einsatzkräfte, die auf Podesten (sog. Auftritt-Plattformen) stehen, können dadurch bereits einen Teil der Schlauchleitung verlegen, während das Fahrzeug langsam voranfährt. Der Stromerzeuger von Endress (Typ ESE 6) ist im Geräteraum 2 verladen und leistet fünf Kilovoltampere. Ein manuell klappbarer Lichtmast auf dem Dach mit zwei LED-Scheinwerfern, die Umfeld-Beleuchtung sowie weitere LED-Scheinwerfer an Front und Heck sorgen bei Nachteinsätzen für die nötige Sicherheit. Zur weiteren Ausrüstung gehören vier Atemschutzgeräte, ein Löschwasser-Faltbehälter mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Litern, Tauchpumpe, Motorsäge und vierteilige Steckleiter. Die besonders breite Mannschaftskabine „Z-Cab“ bietet der neunköpfigen Besatzung viel Platz und vor allem Sicherheit. Maschinist und Gruppenführer können alle wichtigen Geräte-Funktionen über das Bedientableau „Z-Control“, das auf dem Armaturenbrett angeordnet ist, überblicken und steuern.  Es gibt sowohl ein analoges als auch ein digitales Fahrzeugfunkgerät und fünf digitale Handfunkgeräte (HRT).  

 

In das Konzept ABC-DekonV eingebunden

 

Das LF-KatS am Standort Hiddenhausen (mit der Auslieferungsnummer 76) ersetzt ein 28 Jahre altes Löschgruppenfahrzeug 16 mit Tragkraftspritze (LF 16-TS). Es ist unter anderem zur Unterstützung des ABC-Zugs Herford vorgehen. Der benötigt insbesondere dann Hilfe durch Trägertrupps, wenn es um die Dekontamination von verletzten Personen - wie etwa nach einem Chemieunfall - geht. Die Feuerwehrleute der Großgemeinde werden dazu noch speziell geschult. Seinen endgültigen Platz soll das Bundesfahrzeug im neuen Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck finden. Doch das muss erst noch gebaut werden.

 

                                                                                                                        Von Jens Vogelsang

                                                                                                                        (Text u. Fotos)

 

 

 

Stichwort: Unterstützung des Katastrophenschutzes durch den Bund 

Bund und Länder arbeiten eng zusammen, um im Katastrophenfall über ein gemeinsames und schlagkräftiges System zur Schadensbekämpfung zu verfügen. Der Bund erfüllt seine Aufgabe im Zivilschutz unter anderem durch die Bereitstellung von Fahrzeugen und Ausstattung im ergänzenden Katastrophenschutz der Länder. Er verteilt die Fahrzeuge an die Länder, die sie wiederum an die Kommunen weitergeben. In den kommenden drei Jahren werden Haushaltsmittel von insgesamt 92 Millionen Euro für die Anschaffung von 400 weiteren Bundesfahrzeugen zur Verfügung gestellt. Die Rede ist von 300 Löschgruppenfahrzeugen für die Brandschutzkomponente und 100 Schlauchwagen zur Wasserversorgung. Das Ausschreibungsverfahren läuft bereits.

                                                                                                                                                    -Vo-

 

 

 


Die fest eingebaute Heckpumpe (FPN 10-2000) ist leistungsstark und leicht zu bedienen.

 


Herzstück im Geräteraum 1 ist die Tragkraftspritze vom Typ Ziegler „Ultra Power 4“.

 


Sie schafft bis zu 1.900 Liter pro Minute.

 


Stromerzeuger vom Typ Endress im Geräteraum 2

 


320 Meter Schlauchmaterial liegt zusammengekuppelt im Fahrzeugheck. Es kann
während der Fahrt entnommen werden, wie Jan Kuhle demonstriert.


Weitere B-Schläuche und die wasserführenden Armaturen finden sich im Geräteraum 6.

 


Durchgehende Auftritt-Plattformen sorgen für eine unfallfreie Geräteentnahme

 


Klappbarer Lichtmast mit zwei LED-Scheinwerfern auf dem Dach

 


Reserverad mit Kran und Handwinde

 


Blaulicht, LED-Scheinwerfer und Rückfahrkamera am Heck sorgen für Sicherheit

 


Das gilt auch für die Manövrierscheinwerfer an den Außenspiegeln.

 


Bewegliche Trittstufen machen Fahrten durch Gewässer und unwegsames Gelände einfacher

 


Die geräumige und sichere Mannschaftskabine Ziegler „Z-Cab“.

 


Bedien- und Überwachungsmodul „Z-Control“ auf dem Armaturenbrett

 


28 Jahre Altersunterschied: Das neue Bundesfahrzeug LF-KatS neben seinem
          Vorgängermodell vom Typ LF 16-TS.