Gemeinsame Übung in Häver

Kirchlengern/Hiddenhausen. Die Feuerwehren Hiddenhausen und Kirchlengern sind seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Damit die Zusammenarbeit auch künftig reibungslos klappt, führten der Löschzug Eilshausen und die Löschgruppe Südlengern eine gemeinsame Übung durch.

Aus dem Keller der alten Grundschule in Kirchlengern-Häver dringt am Freitagabend (30.06.2017) plötzlich dichter Rauch. „Es brennt in einem Werkstattraum im Untergeschoss“, sagt Tobias Hurlbrink, der das Szenario mit vorbereitet hat. Als das Hilfeleistungslöschfahrzeug aus Südlengern eintrifft, stehen „zwei Handwerker“ auf einem Flachdach und rufen um Hilfe. Einer von ihnen ist offenbar verletzt. Doch damit nicht genug. Während Einsatzleiter Matthias Kuhle die Lage erkundet, berichtet ihm der „Hausmeister“, dass zwei andere Arbeiter im Keller zurückgeblieben seien. Kuhle ruft Verstärkung. Vom Löschzug Eilshausen kommen die Drehleiter und weitere Löschfahrzeuge. Menschenrettung geht vor Brandbekämpfung. Dieser Grundsatz gilt im Moment. Der Angriffstrupp bewegt sich unter Atemschutz die Kellertreppe hinunter. Ein langer C-Schlauch sichert seinen Rückzugsweg. Rauch und Dunkelheit nehmen den Männern die Sicht. Sie arbeiten sich im Seitenkriechgang vorsichtig an der Kellerwand entlang. Über Funk kommt die Information, dass sich einer der Vermissten an einem Kellerfenster an der Gebäuderückseite bemerkbar gemacht habe. Er wird zuerst gerettet und mit einer Fluchthaube nach draußen geführt. Mittlerweile sind weitere Feuerwehr-Trupps in den Keller vorgerückt. Im „Scheibenwischer-Suchverfahren“ werden die Räume durchkämmt. Schließlich kann auch die zweite Person gerettet werden. Erst jetzt beginnt die Brandbekämpfung. Beim Öffnen der Tür zum Werkstattraum sind die Wehrleute besonders vorsichtig. Sie wissen, dass es bei solch einer Lage zu einem massiven Rauchaustritt, einer Durchzündung oder sogar Rauchgasexplosion kommen kann. Die Einsatzkräfte geben deshalb zunächst einige Sprühimpulse in den Raum, um die Rauchgase abzukühlen. Die erfahrenen Brandschützer bekommen die Lage auf diese Weise schnell in den Griff.

 

 

Patientenrettung mit der Drehleiter

Auf dem Schulhof läuft mittlerweile die Rettung der beiden „Handwerker“, die sich auf das Flachdach der Grundschule gerettet haben. Der Löschzug Eilshausen übernimmt diese Aufgabe im zweiten Einsatzabschnitt. Die Wehrleute befestigen die Krankentragehalterung am Korb der Drehleiter, die sie im Innenhof in Stellung gebracht haben. Auf dem Dach wird der „verletzte Arbeiter“ notdürftig versorgt und dann mit größter Vorsicht auf eine Schaufeltrage umgelagert. Per Drehleiter geht es für den „Patienten“ aus luftiger Höhe zurück auf den Boden, wo die Retter seine Behandlung fortsetzen. Die Feuerwehr Hiddenhausen hatte das moderne Hubrettungsgerät von Magirus erst im vergangenen Jahr erhalten. „Die DL 30 hat in der Zwischenzeit schon bei unzähligen Realeinsätzen gute Dienste erwiesen“, sagt Mario Daume, Wehrführer der Feuerwehr Hiddenhausen.

Am Ende übten die Wehrleute aus beiden Einheiten gemeinsam Manöverkritik. „Solche Übungen werden schließlich durchgeführt, um aus Fehlern zu lernen“, meinte Holger Klann. Der Brandoberinspektor hatte sich die Vorgehensweise der Führungskräfte und die Taktik der Trupps genau angesehen. Angehörige der Jugendfeuerwehr Kirchlengern hatten übrigens die Rollen der Vermissten und Verletzten übernommen. Am Ende gab es für alle Bratwürstchen und kühle Getränke. Die ehemalige Grundschule im Ortsteil Häver steht momentan leer und hatte sich deshalb für die Übung angeboten. Das Gebäude wird in den kommenden Monaten zu einer Kindertagesstätte umgebaut.   

      Text: Jens Vogelsang

Fotos: Tobias Schwarz