Verkehrsunfälle passieren jeden Tag. Kommt es dazu ist der Ärger bei den Unfallbeteiligten vorprogrammiert und der Aufwand für die Abwicklung von so einem Ereignis beginnt und ist sehr groß. Solange es dann bei Blechschäden bleibt, können alle Beteiligten froh sein, dass keiner verletzt ist oder noch schlimmer, Menschen dabei umkommen. Sollte es doch dazu kommen, dass Menschen leicht oder schwer verletzt sind, muss geholfen werden. Die Ersthelfer können meist nicht viel ausrichten, da diese Personen in den Fahrzeugen eingeklemmt und sie nicht genau einschätzen können, ob innere Verletzungen vorhanden sind. Auch der Zugang zu der Person stellt sich dann als schwierig heraus, da sich aufgrund der Verformungen des Fahrzeuges die Türen nicht mehr öffnen lassen.

Da hilft nur noch schweres Gerät, qualifizierte und ausgebildete Leute, die dann helfen können. Dafür sind die Feuerwehr und der Rettungsdienst zuständig. Damit die Rettung von schwer verletzten verunglückten Personen nach einem Verkehrsunfall funktionieren kann, müssen die Rettungskräfte die Abläufe üben. Auch die Aufgabenverteilung innerhalb der Feuerwehr und dem Rettungsdienst müssen klar sein. Die Absprachen beider Hilfsorganisationen müssen vorhanden und klar sein. Gott sei Dank passieren diese Unfälle nicht jeden Tag. Jedoch ist dies, besonders bei der Feuerwehr, auch ein großer Nachteil, weil die Routine fehlt. Die Feuerwehr in Hiddenhausen ist in der glücklichen Situation, dass das Verhältnis zwischen erfahrenen und jungen Mitgliedern ungefähr gleich ist. Auch aus Gründen des Demografischen Wandels ist es wichtig, dass diese jungen Helfer ihre Erfahrungen sammeln und Routine bekommen.

Aus diesem Grunde fand am Freitag, 16.06.2017 ein Übungsdienst auf dem Bauhof in Hiddenhausen mit dem DRK-Bünde statt. Hier wurde ein schwerer Verkehrsunfall mit zwei schwer verunfallten PKWs simuliert. Er wurde so geplant, wie er im realen Leben vorkommen kann. Ziel dieser Übung sollte sein, den Kenntnisstand zu überprüfen. Besonders die „Frischlinge“ wurden stark in diese Übung eingebunden. Übungsleiter Jan Kuhle hoffte sogar, dass Fehler passieren, damit jedem beteiligten klar wird, dass nicht jeder Verkehrsunfall gleich ist. Das zuvor erlangte Wissen aus dem Grund- und Technische-Hilfe-Lehrgängen sollte angewandt und der Situation angepasst werden. Hier könnte man dann an einem anderen Dienst ansetzen.  

Hilfe bekam die Feuerwehr Hiddenhausen aus Eilshausen von vier Schauspielerinnen der Notfalldarstellung DRK-Herford-Land unter der Leitung von Sebastian Hilgefort, der schon über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Notfalldarstellung hat. Diese in diesem Jahr offiziell gegründete Gruppe, dieser Termin war der 4. In diesem Jahr, besteht aus insgesamt 16 Mitgliedern, die in die Rollen von Unfallopfern schlüpfen. Das Team ist immer auf der Suche nach Interessenten, die bei der Darstellung von Unfallopfern mitwirken wollen. Auch die Leute, die nicht aus dem Bereich kommen, seien herzlich Wilkommen. Bei Interesse einfach mal die Notfalldarstellung DRK-Bünde auf der Facebook-Fanpage besuchen und kontaktieren. Die Mitglieder sind zum Teil auch im Rettungsdienst tätig. Ziel dieser Gruppe ist es auch die Seite der verunfallten Personen kennen zu lernen. Aus dieser Sicht können diese Rettungskräfte erfahren, wie sich eine verunfallte Person fühlt und welchen Belastungen diese Personen ausgesetzt sind. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse kann der Rettungsdienst und die Feuerwehr ihre Einsatztaktiken verbessern. Zwei von den vier Schauspielerinnen simulierten dabei Kleinstverletzungen, wie leichte Kratzer und Prellungen durch den Gurt bis hin zu schwereren Bauch- und Kopfverletzungen.

 

Die Situation

Auf dem Bauhof in Hiddenhausen standen zwei PKWs, mit denen zwei mögliche Verkehrsunfälle simuliert wurden. Der Polo-Unfall sollte eine Crash-Rettung simulieren. Crash-Rettung bedeutet, dass die Person bewusstlos und nicht ansprechbar ist. Hier ging es darum die Person so schnell wie möglich aus dem PKW zu bekommen, da hier nicht klar war, wie schwer die Person verletzt ist.

Große Zugangsöffnung für patientenschonende Rettung geschaffen

 Die Rettungsaktion am Renault-Megane gestaltet sich dafür schwieriger. In dem Auto sitzt eine junge Frau, die hinter dem Steuer eingeklemmt ist.  „Ihre Vitalfunkionen sind stabil“, sagt Übungsleiter Kuhle. Er ordnet deshalb die   patientenschonende Rettung an. Der Angriffstrupp nimmt sofort Kontakt zur Patientin auf. Währenddessen baut der Schlauchtrupp die Geräteablage auf. Dazu werden alle Geräte, vom hydraulischen Spreizer bis zur Glas-Säge, auf einer Folie bereitgelegt.  Werden die Werkzeuge später gebraucht, müssen nur kurze Wege zurückgelegt werden. Die Retter unterbauen den Renault an vier Punkten mit Rüsthölzern. „Fahrzeugbewegungen und Schwingungen der Karosserie werden auf diese Weise minimiert“, sagt Kuhle. Sie könnten die Situation der Eingeklemmten noch verschlimmern. Stützen kommen zum Einsatz, die mit Spanngurten festgezurrt werden, um das Auto gegen Umkippen zu sichern. Mit einem Spezialgerät entfernen die Einsatzkräfte die Innenverkleidung. Denn in den Dachsäulen befinden sich häufig die Gasgeneratoren der Kopfairbags. „Die stehen unter hohem Druck und dürfen nicht beschädigt werden“, so Kuhle. Außerdem entfernen sie Teile der Frontscheibe mit einer Glas-Säge.  Erst jetzt beginnen die Arbeiten mit den hydraulischen Rettungsgeräten. Die Einsatzkräfte brechen zunächst die Türen auf der Fahrerseite heraus und setzen dazu einen Spreizer ein. Mit einer hydraulischen Schere schneiden sie die B-Säule des Renaults heraus.  Dadurch entsteht eine große Zugangsöffnung. Die Helfer der Feuerwehr und des DRK drehen anschließend die Rückenlehne des Fahrersitzes herunter, heben  die Patientin  behutsam an und lagern sie auf einer Vakuummatratze, ohne dass ihre Wirbelsäule in Bewegung gerät.

Jan Kuhle und Sebastian Hilgefort ziehen anschließend ein positives Fazit der Übung. Gerade die jüngeren Kameraden hätten ihr theoretisches Wissen zur Technischen Hilfe hervorragend anwenden können.

 


Die junge Frau im VW-Polo ist „lebensgefährlich verletzt“.

 


Hier versucht ein Feuerwehrkamerad, den sehr aufgebrachten Ersthelfer von der Einsatzstelle zu bringen.

Diese Personen müssen besonders betreut werden und dürfen nicht allein gelassen werden.
Zum Einen hilft es ihnen die Situation zu verarbeiten,

auf der anderen Seite, können diese evtl. noch wertvolle Informationen zu dem Geschehen geben kann.

 


Vor der Sofortrettung wird sie notdürftig versorgt. Es wird ein Druckverband angelegt. Die ansprechbare Person wird nebenbei zu dem Umfall befragt.
Hier können die Einsatzkräfte wichtige Informationen bekommen.

 


Der Schlauchtrupp bereitet die Geräteablage vor. Hier liegen das StabFast-System, jegliche Art von Decken für Schnittkanten, Spineboard,
Werkzeugkasten und Rettungsschere und der Spreizer liegen schon mal bereit.

 


Feuerwehr und Rettungsdienst stimmen das weitere Vorgehen ab.

 


Der Angriffstrupp beginnt mit der Schaffung der Zugangsöffnung. Eine Folie schützt die Unfallfahrerin.

 


Der Rettungsdienst übernimmt ihre weitere Versorgung.

 


Zur Stabilisierung des Renault kommt das Stab-Fast-System von Weber zum Einsatz.

 


Der Weg zur Geräteablage ist kurz.

 

 
Der Wassertrupp übernimmt den Brandschutz.

 


Die Tür lässt sich nicht öffnen. Sie muss mit dem Spreizer aufgehebelt werden.
Damit das Glas nicht unkontrolliert zersplittert wird es vorher herausgenommen.

 


Mit dem hydraulischen Spreizer entfernen die Einsatzkräfte die Türen.

 


Eine Folie schützt die Unfallfahrerin. Um Schnittverletzungen zu vermeiden, haben die Wehrleute Spezialmatten um die scharfkantigen Metallkanten gewickelt.

 


Die Fahrerin des Renault ist gerettet und wird auf einer Vakuummatratze vom DRK weiter behandelt.

 


Nach Abschluss der Arbeiten ist die große Rettungsöffnung gut zu erkennen.

 


Das Team vom DRK: (v.l.) Corinna Niemitz, Marina Gerlitz, Lara Brehm, Sebastian Hilgefort u. Ricarda Meyer

 

 

(Text u. Fotos: Christopher Brockmeyer, LZ Eilshausen)