Ausgemusterte Drehleiter ist jetzt in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz
Loitz (M.P.)/Hiddenhausen. Kurz nach der Wende war die Euphorie groß. Die Menschen aus Ost und West lernten sich kennen, tauschten Erfahrungen aus und brachten gemeinsam die Wiedervereinigung voran. Damals fanden auch die Gemeinde Hiddenhausen und die Stadt Loitz in Mecklenburg-Vorpommern zueinander. Mehr als 25 Jahre ist das her. Eine Delegation aus Hiddenhausen belebte die Städtepartnerschaft jetzt neu. Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer, einige Ratsmitglieder und Feuerwehrleute reisten am Einheitsfeiertag (3.10.2016) an den Peene-Fluss. Zuvor hatte Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer bereits die Initiative ergriffen: Er vermittelte die alte Drehleiter der Feuerwehr Hiddenhausen an die Kameraden aus der Partnerstadt.
Das Programm war zugegebener Maßen eng gestrickt. Ganze 24 Stunden hatten die Gäste aus der Heimat zur Verfügung, um sich in der vorpommerschen Kleinstadt umzusehen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Michael Sack, Bürgermeister in Loitz, kümmerte sich mit seiner Mannschaft rührig um die Abordnung aus dem Wittekindsland. Eine dreistündige Schifffahrt auf der Peene bot zunächst Gelegenheit, um die ein oder andere Anekdote aus der 25-jährigen Geschichte der Städtepartnerschaft in Erinnerung zu rufen. Die Gemeinde Hiddenhausen half damals beim Aufbau der Verwaltung und der Stadtwerke. Bürgermeister a.D. Johannes Winter lobte das Engagement der Ostwestfalen. „Ihr habt uns stets beraten, aber nie Vorschriften gemacht!“, hob er beim Abendessen im Restaurant „Korl Loitz“ im alten Bahnhof hervor. „Wir hatten außerordentliches Glück, dass wir Eure Unterstützung hatten.“ Nach Ansicht von Ulrich Rolfsmeyer war die Partnerschaft aber nie eine Einbahnstraße. Sie sei vielmehr für beide Seiten fruchtbar gewesen. „Wir haben selbst eine Menge gelernt!“. Die über 750 Jahre alte Stadt im Landkreis Vorpommern-Greifswald hat heute rund 4.500 Einwohner.
Dank guter Wartung noch immer einsatzbereit
Zugeben, die Aufbruch-Stimmung von damals ist längst verflogen. Doch noch immer profitieren die Partnerstädte voneinander. So ergriff Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer erst jüngst die Initiative, nachdem die Drehleiter der Loitzer Wehr ihren Dienst versagte. Für eine Generalüberholung hatte in der Stadtkasse des Amtes Peenetal-Loitz immer das nötige Geld gefehlt und jetzt wäre das Gerät, eine Metz-Leiter aus dem Jahr 1983, nur durch eine teure Reparatur zu retten gewesen. Hackländer vermittelte kurzerhand die ausgemusterte Drehleiter aus Hiddenhausen an die Feuerwehrleute aus der Partnerstadt. Die ist zwar noch zwei Jahre älter als das Loitzer-Vorgängermodell, dank guter Wartung aber in einem einwandfreien Zustand. Das Amt Peenetal-Loitz hatte schließlich dem Ankauf der Drehleiter 23/12 (DLK 23/12) zum Freundschaftspreis zugestimmt. Das Auto war bereits am 1. September von einem Kameraden der Feuerwehr Loitz in Hiddenhausen abgeholt worden. Die offizielle Fahrzeugübergabe fand dann während des Besuchs der Delegation an der Peene statt. Am Dienstag (4.10.2016) waren Ortswehrführer Ingo Jührendt, Amtsbrandmeister Alexander Thürk und ihre Mannschaft zur Schlüsselübergabe auf dem Marktplatz vor dem Rathaus angetreten. Der Hiddenhausener Gemeindebrandmeister Mario Daume und sein Stellvertreter Bernd Gante gehörten neben Kreisbrandmeister Wolfgang Hackländer zur Feuerwehrabordnung aus der Heimat.
Bewegte Geschichte
Die Hiddenhausener-Leiter hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die jetzt in Mecklenburg-Vorpommern fortgeschrieben wird. Als Einsatzfahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale leistete die DLK 23/12 (Bj. 1981 / Metz-Leiter / Fahrgestell: Daimler-Benz Typ 1419) zunächst über viele Jahre hinweg gute Dienste im gesamten Wittekindsland. Am 1. Juli 2000 übernahm die Gemeinde Hiddenhausen das damals schon betagte Auto. Im Jahr 2005 war die Leiter noch einmal einer Generalüberholung unterzogen worden. Sie erhielt einen klappbaren Rettungskorb und kann dadurch sofort zur Menschenrettung eingesetzt werden. „Ein taktischer Vorteil, den die alte Loitzer-Drehleiter nicht hatte“, sagte Bernd Gante. Die 35 Aktiven der Feuerwehr Loitz üben sich währenddessen in Bescheidenheit. Zu ihrem Fuhrpark gehört unter anderem ein Löschgruppenfahrzeug 8 mit Tragkraftspritze (LF 8/TS) auf einem Robur-2002-Fahrgestell, das 1989 im Feuerlöschgerätewerk Görlitz vom Band lief.
Zentrum des Wassersports
Vor der Fahrzeugübergabe hatte die Delegation aus Hiddenhausen gemeinsam mit Bürgermeister Michael Sack und dem Ortchronisten Dr. Henning Rischer an einem Stadtrundgang teilgenommen. Der Weg führte entlang der Stadtmauer bis zur Peenebrücke, wo sich die Gäste das Speicherensemble anschauten. Die Loitzer Altstadt wurde im späten Mittelalter im Fachwerkstil erbaut und ist heute teilsaniert. Zu den ältesten Gebäuden zählt die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert. Loitz ist in die reizvolle Landschaft des Peenetals eingebettet und gilt als Zentrum des Wassersports. (Redaktion: kfv-herford.de)
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Barockes Rathaus in der historischen Loitzer Altstadt (Foto: Erell)
Hafenspeicher am Peene-Fluss (Foto: Erell)
Die neue Peenebrücke wurde 2012 eingeweiht. (Foto: onnola)
Die ausgemusterte Drehleiter der Feuerwehr Hiddenhausen gehörte zuvor zum Fuhrpark der
Kreisfeuerwehrzentrale und ist jetzt in Loitz (Mecklenburg-Vorpommern) im Einsatz
(Foto: Archiv Redaktion: kfv-herford.de)