Rat der Gemeinde Hiddenhausen beschließt Gerätehausneubau

Hiddenhausen/Schweicheln-Bermbeck. Seit Donnerstagabend (10.11.2016) ist klar: Der Löschzug Schweicheln-Bermbeck bekommt an einem neuen Standort ein neues Gerätehaus. Monatelang war in der  Kommunalpolitik um diese Entscheidung gerungen worden. Am Ende ging alles ganz schnell. Der Rat der Gemeinde Hiddenhausen winkte das Millionenprojekt einstimmig durch. Das dauerte gerade einmal 15 Minuten. Einige Feuerwehrleute, darunter Wehrführer Mario Daume und der Schweichelner Löschzugführer Nicholas Jost, hatten an der Ratssitzung teilgenommen. Nur langsam verwandelten sich ihre Gesichtsausdrücke von ungläubigem Staunen in pure Freude. „Die Zeit des Improvisierens scheint nun bald vorbei zu sein“, meinte Jost.


Seit 1953 hat die Feuerwehr Schweicheln-Bermbeck ihr Domizil an der Herforder Straße.
Der Gemeinderat hat jetzt entschieden, das Gerätehaus aufzugeben und an anderer Stelle neu zu bauen.

 

Die SPD-Fraktion hatte sich in den letzten Tagen sehr lange beraten. Letztlich gaben auch die Sozialdemokraten, als stärkste Kraft im Gemeinderat, grünes Licht, nachdem sich zuvor bereits CDU und Grüne für einen Neubau ausgesprochen hatten. Man sei froh, das Thema endlich zum Abschluss zu bringen, sagte Henrik Franke, der Vorsitzende des Feuerschutz- und Umweltausschusses kurz vor der Abstimmung. Das Projekt habe sich in den vergangenen Monaten von einer reinen Sanierung zu einem vollständigen Neubau entwickelt. „Wir sind nach Prüfung aller Unterlagen zu dem Entschluss gekommen, dass dies die wirtschaftlich und auch perspektivisch sinnvollste Lösung ist!“ Den Ausschlag hätten die Kostenberechnungen des Architekten gegeben, aber auch die von der Feuerwehr sehr anschaulich dargestellten praktischen Vorteile eines Neubaus. Franke sprach von einer gerechtfertigten und sinnvollen Investition am Standort Schweicheln-Bermbeck. „Wir werden die weiteren Planungen in den nächsten Monaten aufmerksam begleiten und zusammen mit der Feuerwehr sicherlich noch weiter entwickeln!“

Zweckmäßig gestaltetes Gebäude in vernünftiger Bauweise

Marcus Söhnchen, Fraktionsvorsitzender der CDU, fasste die Fakten mit Stift und Papier zusammen. Der zunächst angedachten Sanierung am alten Standort mit einer Grundfläche von etwa 760 Quadratmetern und einem Kostenaufwand von einer Million Euro stellte er auf einer Schreibtafel den nun beschlossenen Neubau für 1,5 Millionen Euro auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern gegenüber. Sowohl in der wirtschaftlichen, als auch in der langfristigen Betrachtung mache die Sanierung und Erweiterung des alten Gerätehauses einfach keinen Sinn, rechnete der Unternehmer vor. „Wir müssen als Rat der Gemeinde aber wirtschaftlich und auch langfristig denken!“ In der Neubaukalkulation seien die Grundstückskosten allerdings bisher  nicht enthalten. „Das ist noch eine entscheidende Hürde“, wie Söhnchen meinte. Andererseits müsse der Restwert des alten  Gerätehauses in die Berechnung einbezogen werden. Er bezifferte den Unterschied zwischen Sanierung und Neubau dann vielleicht noch auf 400.000 bis 500.000 Euro. „Bei einer Investition für die nächsten 50 Jahre!“ Söhnchen warnte davor, dass Thema Feuerwehr  betriebswirtschaftlich zu betrachten. Er stellte vielmehr klar: „Wir haben eine hohe Verantwortung für die Sicherheit der Bürger!“ Die CDU-Fraktion hatte sich im Vorfeld relativ frühzeitig für einen Neubau an anderer Stelle stark gemacht. „Wir brauchen ein zweckmäßig gestaltetes Gebäude in einer vernünftigen Bauweise nach DIN-Norm!“ Die Vertreter der Grünen und der UWG sahen das während der Ratssitzung am Donnerstagabend genauso. Die Politiker fassten daher einhellig den Beschluss, den bisherigen Standort des Löschzugs Schweicheln-Bermbeck aufzugeben und an geeigneter, neuer Stelle einen Neubau zu errichten.

 

Vier Varianten standen zur Wahl

Das Architekturbüro Bahr hatte bereits im November 2014 die Pläne für eine Erweiterung des alten Gerätehauses im Feuerschutz- und Umweltausschuss vorgestellt. Danach sollte für etwa 797.000 Euro angebaut werden. Variante 2, die bis zuletzt ebenfalls möglich schien, sah einen Anbau und die gleichzeitige Sanierung der alten Bausubstanz vor. Fast eine Million Euro hatte das Architekturbüro dafür kalkuliert. Einen Komplettabriss der vorhandenen Bausubstanz und einen Ersatzneubau an alter Stelle mit einem Kostenaufwand von rund 1,6 Millionen Euro hätte hingegen Variante 3 bedeutet. Sie wäre allerdings nicht zu realisieren gewesen, wie Wehrführer Mario Daume dem Ausschuss im Vorfeld klargemacht hatte, da dann der komplette Löschzug Schweicheln-Bermbeck über Monate hinweg kein Quartier gehabt hätte und der Brandschutz in der Gemeinde nicht sichergestellt gewesen wäre. Mit dem Neubau an einem neuen Standort hat sich die Politik nun für die Variante 4 entschieden. Etwa 1,53 Millionen Euro zuzüglich Grundstückskosten muss die Gemeinde dafür investieren.

 


Am alten Standort gibt es viel zu wenig Platz für Mannschaft und Gerät.

 


Die Spuren am Hallentor zeigen deutlich: Zwei Einsatzfahrzeuge lassen sich nicht
problemlos auf einem Stellplatz unterbringen. Auf Drängen der Feuerwehrunfallkasse
wird  der Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) nun kurzfristig in einer benachbarten Fabrikhalle untergebracht.

 

Altes Spritzenhaus mit Platz- und Sicherheitsproblemen!

Die Ursprünge des „Spritzenhauses“ an der Herforder Straße gehen bis in das Jahr 1953 zurück.  Aus dieser Zeit stammt das Wohnhaus, das momentan als Flüchtlingsunterkunft dient. 1976 kam dann eine Halle dazu, die 1995 erweitert und mit einem Satteldach versehen wurde. Damals leisteten die Wehrleute etwa 2.500 Arbeitsstunden im Gegenwert von rund 100.000 DM. Im Jahr 2006 wurde schließlich noch eine Fertiggarage errichtet, die momentan als behelfsmäßiger Lagerraum dient.  

Am alten Standort gibt es eine ganze Reihe von Problemen, die, wie die Beratungen, Diskussionen und Ortsbesichtigungen der letzten Monate gezeigt haben, nicht wirtschaftlich sinnvoll und praktikabel zu lösen gewesen wären. Zur Erinnerung: In Schweicheln-Bermbeck sind fünf Einsatzfahrzeuge stationiert; es gibt aber nur eine Halle mit drei Stellplätzen. Der Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) muss daher auf Drängen der Feuerwehrunfallkasse kurzfristig „ausquartiert“ und in einer nahen Fabrikhalle untergebracht werden, während der Mannschaftstransporter des Löschzugs weiter unter freiem Himmel  parkt.  Der Umkleidebereich befindet sich direkt hinter den aus- und einrückenden Einsatzfahrzeugen. Ein Zustand den die Feuerwehrunfallkasse, genauso wie den fehlenden Lagerplatz, ebenfalls als sehr bedenklich einstuft.   Aufgrund der gewachsenen Mannschaftsstärke komme es in diesem Bereich außerdem „zu Kollisionen“, wie Architekt Bahr bereits im November 2014 feststellte. Als problematisch bewertete der Fachmann auch das zu enge Treppenhaus, das einziger  Rettungsweg aus dem Obergeschoss ist.  Sanierungsbedarf gäbe es außerdem bei der Energieversorgung, vor allem der  Elektroinstallation.

Wehrführer Mario Daume und seine beiden Stellvertreter, Bernd Gante und Nicholas Jost, zeigten sich nach der Ratssitzung zunächst noch etwas ungläubig; dann aber mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. Wichtig sei, dass die Politiker einstimmig votiert hätten, sagte Daume. „Die Feuerwehr ist dadurch nicht zum Spielball der Politik geworden!“ Per WhatsApp informierte Nicholas Jost  seine Mannschaft. Das Smiley-Symbol machte daraufhin im gesamten Löschzug die Runde. Jetzt geht es darum, möglichst schnell einen geeigneten Standort für das neue Domizil zu finden. Viele Wehrleute wohnen rund um das alte Gerätehaus. Jost gab deshalb zu bedenken, dass der neue Standort in der Nähe liegen sollte, damit die Hilfsfristen auch in Zukunft eingehalten werden könnten.

 

                                                                                                                          Von Jens Vogelsang

                                                                                                                          (Text u. Fotos)

 


Das Feuerwehrgerätehaus an der Herforder Straße, so wie es sich heute darstellt. (Visualisierung: Architekturbüro Bahr, Hiddenhausen)

 


Anbau und Sanierung (Variante 2) hätten rund eine Million Euro gekostet, wären nach Ansicht der Politiker aber nicht zukunftsfähig gewesen. 
(Visualisierung: Architekturbüro Bahr, Hiddenhausen)

 


So könnte das neue Domizil des Löschzug Schweicheln-Bermbeck aussehen. (Visualisierung: Architekturbüro Bahr, Hiddenhausen)

 


Ein geeigneter Standort für den Schulungs- und Sozialtrakt …
(Visualisierung: Architekturbüro Bahr, Hiddenhausen)

 


… sowie die Fahrzeughalle mit fünf Stellplätzen muss allerdings noch gefunden werden.
(Visualisierung: Architekturbüro Bahr, Hiddenhausen)