Haupteisenbahnstrecke ebenfalls betroffen

Hiddenhausen. Orkantief „Friederike“ ist am Donnerstag (18.01.2018) über NRW hinweggefegt und hat vielerorts schlimme Zerstörungen angerichtet. Teilweise wurden Windgeschwindigkeiten von über 140 Stundenkilometern erreicht. Die Einwohner der Gemeinde Hiddenhausen haben Glück gehabt. Hier blieben die Schäden durch den Orkan vergleichbar gering.

Um 12.18 Uhr hatte die Kreisleitstelle für die Feuerwehr der Großgemeinde Gesamtalarm ausgelöst. Etwa 60 Einsatzkräfte sammelten sich daraufhin an den Standorten in Eilshausen und Schweicheln-Bermbeck. „In Eilshausen trat zudem die Örtliche Einsatzleitung der Feuerwehr Hiddenhausen zusammen“, erläuterte Wehrführer Mario Daume. Alle Einsätze, die das Gemeindegebiet betrafen, übermittelte die Leitstelle von nun an direkt auf den Computer im Büro des Gerätehauses an der Königsberger Straße. Mit Hilfe der speziellen Software, dem sogenannten Sonderlagenmodul, ordneten die Führungskräfte jeden Arbeitsauftrag per Mausklick einem Einsatzfahrzeug zu. Die Koordinierung der Einsätze übernahm die Mannschaft des Einsatzleitwagens 1, der direkt vor dem Feuerwehrdomizil in Eilshausen stand.

In den folgenden Stunden rückte die Feuerwehr Hiddenhausen zu insgesamt 25 Sturmeinsätzen aus. In der Mehrzahl beseitigten die Wehrleute umgestürzte Bäume. Deren Wurzelwerk hatte im aufgeweichten Boden keinen Halt mehr gefunden. Dort, wo die Feuerwehr nicht unmittelbar zur Gefahrenabwehr im Einsatz gewesen sei, hätte der Bauhof die Aufräumarbeiten unterstützt, sagte Daume. So schoben die Bauhofmitarbeiter per Radlader Baumstämme beiseite, die von den Einsatzkräften zuvor am Freibad Hiddenhausen zersägt worden waren. An zwei Stellen, so an der Oetinghauser Grundschule, führten die Wehrleute Sicherungsmaßnahmen durch, weil sich Dachziegel gelöst hatten, die nun zu Boden fielen.

15.000 Volt setzen Baum in Brand

Den Einsatz an der Haupteisenbahnstrecke Dortmund/Hannover stufte Feuerwehrchef Daume als besonders gefährlich ein. In Höhe der Straße Am Bahndamm/Im Kohlpott war ein Baum auf die Oberleitung gefallen und in Brand geraten. Der Bahnverkehr ruhte zu diesem Zeitpunkt bereits aus Sicherheitsgründen in ganz NRW. Die Mannschaft des Hilfeleistungslöschfahrzeugs aus Schweicheln-Bermbeck bereitete einen Löschangriff vor und wartete zunächst das Eintreffen des Bahnnotfallmanagers ab. „Alles andere wäre viel zu gefährlich gewesen“, so Löschzugführer Torge Brüning. Die Oberleitungsanlage der Bahn steht unter einer ständigen Betriebsspannung von 15.000 Volt. „Wer ihr zu nahe kommt, kann durch einen Stromüberschlag getötet werden!“, warnte der Brandoberinspektor. Nachdem der Strom abgeschaltet war, erdete der Bahnnotfallmanager die Oberleitung zweifach vor und hinter der Einsatzstelle. Er benutzte dazu lange Erdungsstangen, die er in etwa fünf Metern Höhe einhängte, um so eine Kurzschlussverbindung zwischen Oberleitung und Schiene herzustellen. Dadurch erreichte er den Abfluss der Restspannung. Erst danach bestand für die Einsatzkräfte der Feuerwehr keine Gefahr mehr, sodass sie den brennenden Baum problemlos ablöschen konnten.

Mario Daume: „Dort hätte ich jederzeit weitere Hilfe anfordern können!“

Nach etwa sechs Stunden beruhigte sich die Wetterlage, sodass die durchgängige Einsatzbereitschaft gegen 18.30 Uhr aufgehoben wurde. Wehrführer Mario Daume lobte die gute Arbeit seiner Leute, aber auch die problemlose Zusammenarbeit mit der Kreisleitstelle. Alle Einsätze hätten zeitnah abgearbeitet werden können. Während Orkan „Friederike“ über das Wittekindsland hinwegfegte, überwachte die Kreiseinsatzleitung im Stabsraum der Kreisleitstelle das Einsatzaufkommen in den neun Kommunen. „Wäre es schlimmer gekommen, hätte ich dort jederzeit weitere Hilfe anfordern können“, so Daume.

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Die Bilanz:

Orkan „Friederike“ hat in NRW drei Menschenleben gefordert, darunter ein Feuerwehrmann aus dem Hochsauerlandkreis. Etwa 1,4 Millionen Kubikmeter Holz hat der Sturm zwischen Rhein und Weser gefällt. 5.000 Hektar Wald sind nrw-weit betroffen. Das entspricht 7.000 Fußballfeldern. „Friederike“ soll nach einer neusten Schätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) einen bundesweiten Gesamtschaden von einer Milliarde Euro verursacht haben. Das Ausmaß des Orkans „Kyrill“, der vor zehn Jahren Schäden von zwei Milliarden Euro auslöste, erreichte „Friederike“ nicht.

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Orkantief „Friederike“ sorgt für 25 Einsätze der Feuerwehr Hiddenhausen.

In der Mehrzahl handelt es sich um Bäume, die der Sturm entwurzelt hat. 

In Höhe der Straße Am Bahndamm/Im Kohlenpott ist ein Baum in die

Eisenbahn-Oberleitung gefallen.

Die Feuerwehrleute aus Hiddenhausen bereiten einen Löschangriff vor und warten

das Eintreffen des Bahnnotfallmanagers ab

Erst nachdem der Fachmann die Oberleitung geerdet hat,

können die Löschmaßnahmen beginnen.