Schmuckes Bauernhaus in Hiddenhausen durch Feuer stark beschädigt

Hiddenhausen. An der Milchstraße in Lippinghausen ist am Freitagnachmittag (9.06.2017) ein schmuckes Wohnhaus durch ein Feuer stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Feuerwehr kam gerade noch rechtzeitig; sonst wäre der Dachstuhl des alten Bauernhauses vermutlich vollends in Flammen aufgegangen. Der Sachschaden, den der Brand im Dachgeschoss anrichtete, ist trotzdem beträchtlich. Die Polizei spricht von einem Betrag von bis zu 100.000 Euro. Ein Feuerwehrmann zog sich bei den Löscharbeiten eine leichte Handverletzung zu.

Eigentümer Christian M. traute seinen Augen nicht. Gerade noch war er in seinem Film- und Fotoarchiv auf dem Dachboden gewesen, jetzt zog plötzlich Brandrauch durch die Wohnung. Sein Sohn griff sofort zum Telefon und verständigte die Feuerwehr.

Um 16.06 Uhr löste die Leitstelle Großalarm für die Feuerwehr Hiddenhausen aus. Beide Löschzüge der Großgemeinde und Einheiten aus Kirchlengern eilten nach Lippinghausen. Gruppenführer Fabian Stadelmann, der mit der Mannschaft des Hilfeleistungslöschfahrzeugs als einer der ersten vor Ort war, beschrieb die Lage als unübersichtlich. „Aus dem Dachstuhl quoll der Brandrauch und niemand wusste genau, ob sich noch Personen im Gebäude befinden!“ Die Feuerwehrleute konzentrierten sich daher zunächst auf die Menschenrettung. Die Mieterin der Obergeschosswohnung begriff die brenzlige Situation erst, nachdem die Feuerwehrleute heftig an ihrer Wohnungstür gepoltert hatten. Die Frau hatte fest geschlafen und wurde von den Wehrleuten nur mit einem Schlafanzug bekleidet nach draußen geführt. „Erst nachdem sicher war, dass sich niemand mehr im Gebäude befand, begannen die eigentlichen Löscharbeiten“, sagte Einsatzleiter Nicholas Jost.

 

Am Freitagnachmittag steht das Dachgeschoss eines Bauernhauses an der Milchstraße

           plötzlich in Flammen.

Verzweifelt nach einer Abluft-Öffnung gesucht

Für die beiden Angriffstrupps, jeweils einer vom Löschzug Schweicheln-Bermbeck und vom Löschzug Eilshausen, bedeutete das echte Schwerstarbeit. Sie kämpften sich unter schwerem Atemschutz über eine schmale Holztreppe vom Obergeschoss ins Dachgeschoss vor. Der dichte Rauch nahm ihnen völlig die Sicht. Sie verließen sich in erster Linie auf ihren Tastsinn und das Bild der Wärmebildkamera. „Nach zwei bis drei Metern habe ich Feuerschein gesehen“, schilderte Feuerwehrmann Freddy Clemm die Situation. Die Flammen hätten sich bereits entlang der Holzdecke ausgebreitet. Clemm und Kamerad Thomas Graf leiteten erste Löschmaßnahmen mit dem Hohlstrahlrohr ein. Im Brandraum herrschte mittlerweile eine unerträgliche Hitze. Die Einsatzkräfte suchten deshalb verzweifelt nach einem Fenster, um eine Öffnung für den Rauch zu schaffen. Doch das war in dem dichten Qualm nicht zu finden. Ihnen gelang es schließlich mit einem sogenannten Halligan-Tool ein Loch in die Dachhaut zu schlagen. Erst danach entspannte sich die Situation. „Wir konnten jetzt ein Überdruckbelüftungsgerät einsetzen, sodass der Rauch abzog“, erläuterte Nicholas Jost. Die Einsatzkräfte brachten das Feuer nun schnell unter Kontrolle. Sie hatten zuvor zwei Gasflaschen in Sicherheit gebracht, die außerhalb des Brandbereichs lagerten. Ein Feuerwehrmann zog sich während der Löscharbeiten eine leichte Handverletzung zu, die im Krankenhaus ambulant behandelt wurde. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, verlegten die Feuerwehrleute eine 200 Meter lange Schlauchleitung entlang der Milchstraße und nahmen einen Unterflurhydranten in Betrieb. Die Feuerwehr Kirchlengern, darunter die Tagesalarmbereitschaft Hettich, blieb währenddessen in Bereitschaft. Sie war vorsorglich alarmiert worden und konnte nach etwa einer Stunde wieder abrücken.

 

Die Feuerwehr rückt mit einem Großaufgebot an.

Löschstaffel bleibt vor Ort


Beamte der Kriminalpolizei nahmen um 17.40 Uhr, direkt im Anschluss an die Löscharbeiten, die Ermittlungen zur Brandursache auf. Die Feuerwehr stellte weiterhin eine Brandsicherheitswache. Eine Löschstaffel der Feuerwehr Schweicheln-Bermbeck blieb mit dem Tanklöschfahrzeug bis 20 Uhr vor Ort. Insgesamt waren 75 Feuerwehrleute im Einsatz.

Christian M. zeigte sich von dem Vorfall sichtlich mitgenommen. Die Ursprünge seines historischen Bauernhauses gingen bis in das Jahr 1820 zurück, erzählte er. Anfang 1900 sei das alte Fachwerkhaus, das heute in drei Wohnbereiche aufgeteilt ist, neu aufgebaut worden. Durch den Brand wurde das Film- und Fotoarchiv im Dachgeschoss völlig zerstört. Der Rentner trauerte vor allem einem historischen Schmalfilm nach, der die unterspülte Trasse der Herforder Kleinbahnen nach einem heftigen Unwetter in den 1920er Jahren zeigte.

 

                                                                                                         Von Jens Vogelsang

                                                                                                          (Text u. Fotos)

Aus einem Dachfenster, das gegenüber dem Brandraum liegt, dringt Rauch.

 

Die Wehrleute öffnen die Dachfläche, um eine Abluft-Öffnung zu schaffen.

 

Der Angriffstrupp berichtet Einsatzleiter Nicholas Jost (gelbe Weste) über die

           Situation im Gebäude.

 

 

 

Der Sicherheitstrupp steht bereit

 

Mit einem Überdruckbelüftungsgerät sorgen die Wehrleute für freie Sicht.

 

Sie bringen zwei Gasflaschen in Sicherheit und …

 

… kontrollieren die Einsatzstelle mit der Wärmebildkamera

 

Zum Eigenschutz der Wehrleute stehen Rettungswagen und Notarzt bereit