Das neue Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck wird von einem Totalunternehmer errichtet.

Hiddenhausen. Lange hat es gedauert, jetzt steht der Baustart unmittelbar bevor: Im Sommer soll der erste Spatenstich für das neue Feuerwehrgerätehaus Schweicheln-Bermbeck erfolgen.  Der zeitgemäße und vor allen Dingen ausreichend große Funktionsbau wird an der Bahnhofstraße, Ecke Schweichelner Straße entstehen.  Die Archimedes Gruppe aus Herford hat bereits den Zuschlag für die Umsetzung des Projektes erhalten.

Ihre Planungen wiesen am Ende des Ausschreibungsverfahrens den größten Kosten-Nutzenfaktor auf und konnten damit den Gemeinderat überzeugen. Archimedes wird das Gebäude als Totalunternehmerin schlüsselfertig errichten. Knapp 3,4 Millionen Euro sind dafür im Gemeindehaushalt veranschlagt. „Wir sind mit der nun gefundenen Lösung mehr als zufrieden und glücklich, dass es jetzt bald losgeht“, meinte Wehrführer Mario Daume, der die Pläne am Dienstag (12.05.2020) im Kreis der Feuerwehrleute vorstellte.

 

Längst erfüllt das alte „Spritzenhaus“ an der Herforder Straße, dessen Bausubstanz teilweise noch aus den 1950er Jahren stammt, nicht mehr die Anforderungen an einen modernen Feuerwehrstandort. Es ist nicht nur völlig veraltet, sondern vor allem viel zu klein. Der Löschzug Schweicheln-Bermbeck ist mittlerweile auf 49 Aktive und 16 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr angewachsen und für die fünf Einsatzfahrzeuge gibt es nur drei Garagenplätze.  An der Bahnhofstraße wird nun ein  moderner Feuerwehr-Funktionsbau entstehen, der das alte Provisorium ersetzt. Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer, der am Dienstagabend ebenfalls in die Aula der Olof-Palme-Gesamtschule gekommen war, erinnerte daran, dass der Gemeinderat das Projekt trotz der nicht unerheblichen Kosten einstimmig beschlossen habe. „Ich sehe darin eine Wertschätzung Eurer Arbeit.“ Die Erdarbeiten für das neue Feuerwehrdomizil sollen im August 2020 beginnen. Im September 2021 könnte der Neubau dann zum 125-jährigen Bestehen des Löschzugs Schweicheln-Bermbeck bezugsfertig sein.

 

So wird das neue Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck einmal aussehen: Auf dem Eckgrundstück Bahnhofstraße/ Schweichelner Straße

werden eine Fahrzeughalle und ein größtenteils zweigeschossiges Sozial- und Schulungsgebäude entstehen.

Die Archimedes Gruppe aus Herford übernimmt die schlüsselfertige Umsetzung des Projektes. (Visualisierung: Archimedes, Herford)

 


Wehrführer Mario Daume (l), der das Projekt im Kreis der Feuerwehrleute vorstellt,

und  Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer, der darin eine Wertschätzung der Feuerwehrarbeit sieht.

 

Die Aktiven des Löschzugs und Vertreter der Gemeindeverwaltung  müssen während der
Zusammenkunft in der Aula der Olof-Palme-Gesamtschule wegen der Corona-Pandemie
Abstand halten.    

 

Zweigeschossiges Gebäude mit Halle für sechs Einsatzfahrzeuge

Die Archimedes-Planungen sehen ein größtenteils zweigeschossiges Gebäude in Massivbauweise und eine Stahlhallenkonstruktion mit Sandwich-Fassadenplatten vor. Im Erdgeschoss sind Sozialbereich, Lager, Werkstatt, Zugführerbüro und Besprechungsraum für die Örtliche Einsatzleitung vorgesehen, während im Obergeschoss die Schulungs- und Gesellschaftsräume samt Teeküche entstehen sollen. Die vorgelagerte Halle wird sechs Stellplätze samt Wachhalle umfassen. Künftig gibt es also ausreichend Platz für die beiden Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeuge, sowie den Gerätewagen-Logistik, Einsatzleitwagen und das Mannschaftstransportfahrzeug. Der sechste Stellplatz ist für das Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz vorgesehen, das der Feuerwehr Hiddenhausen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellt wurde.

Das Archimedes-Konzept sieht zwei „Alarmtüren“ an der Gebäuderückseite vor, damit die Wehrleute im Einsatzfall vom Parkplatz aus auf direktem Weg in den Sozialtrakt gelangen. Zwei „Alarmflure“ werden zu den Umkleideräumen und dann weiter in die Fahrzeughalle führen. „55 Kleiderspinde wird es für die Feuerwehrmänner geben,  15 für die –frauen“, so Wehrführer Mario Daume. Sie werden zweigeteilt beschafft und sind mit einem zusätzlichen Sicherheitsfach für die persönlichen Wertsachen ausgerüstet. Die privaten Kleidungsstücke und die Feuerwehr-Schutzausrüstung können darin getrennt untergebracht werden. Für Gerätehausneubauten ist mittlerweile eine Schwarz-Weiß-Trennung vorgeschrieben. Einsatz- und Sozialbereich müssen räumlich und einrichtungsmäßig getrennt sein. „Nur so ist garantiert, dass sich Schadstoffausdünstungen, die sich auf der Einsatzkleidung befinden, nicht im gesamten Gerätehaus verteilen und schließlich mit nach Hause getragen werden“, erklärte Daume. Im neuen Gerätehaus wird es deshalb in direkter Nähe zur Fahrzeughalle zwei Schleusen geben. So können die Wehrleute ihre unter Umständen stark verschmutze Schutzkleidung ablegen, bevor sie die Duschräume und Umkleidebereiche betreten. Die Fahrzeughalle ist im Übrigen so bemessen, dass darin weiterer Platz für ein Schwerlastregal vorhanden sein wird, auf dem etwa Ölbindemittel gelagert werden könnte. Ein 40 Quadratmeter großer Lagerraum und die Werkstatt werden sich im hinteren Bereich daran anschließen. Das Büro für die Zugführung mit zwei Computerarbeitsplätzen und der Raum für die Örtliche Einsatzleitung mit zwölf Plätzen werden hingegen nach den Überlegungen der Archimedes-Planer in eingeschossiger Bauweise seitlich neben der Halle entstehen. Im Obergeschoss sind Schulungsräume für 50 Aktive und 30 Jugendfeuerleute vorgesehen. „Geplant ist die Trennung durch einen Raumteiler, der für größere Versammlungen geöffnet werden könnte“, so Mario Daume. Dann ständen rund 120 Quadratmeter zur Verfügung. Im Obergeschoss soll außerdem ein Kameradschaftsraum mit Küche und Dachterrasse entstehen.

 

Blick von der Schweichelner-Straße auf den Hallenkomplex mit sechs Stellplätzen.

Zugführerbüro und der Raum für die Örtliche Einsatzleitung schließen sich seitlich daran an.

(Visualisierung: Archimedes, Herford)

 

Der Haupteingang wird an der Bahnhofstraße entstehen. (Visualisierung: Archimedes, Herford)

 

Rückwärtige Gebäudeansicht: Zwei „Alarmtüren“ (rot) führen vom Parkplatz in den Sozialtrakt.

Im Obergeschoss befinden sich Schulungsräume, Kameradschaftsraum mit Küche und Dachterrasse.

(Visualisierung: Archimedes, Herford)

 

Der lange Weg zum neuen Feuerwehrdomizil.

Bereits im November 2016 hatte sich der Gemeinderat für einen Gerätehausneubau an einem neuen Standort ausgesprochen.  Zuvor  war auch über die Sanierung und Erweiterung des alten „Spritzenhauses“ an der Herforder Straße nachgedacht worden. Doch eine solche Baumaßnahme wäre ebenfalls nur mit einem hohen Kostenaufwand zu realisieren gewesen.

Zunächst hatte die Suche nach einem passenden Grundstück Zeit in Anspruch genommen. Ein Großteil der Ehrenamtlichen wohnt in einem Radius von 500 Metern rund um das alte Gerätehaus. Der Standort für einen Neubau musste so zwangsläufig in diesem Bereich gefunden werden. „Denn nur so ist garantiert, dass die Feuerwehr auch in Zukunft innerhalb der allgemein gültigen Hilfsfrist von acht Minuten vor Ort ist“, erklärte der Wehrführer. Im Februar 2018 bestätigte die Gemeindeverwaltung, dass sie das Grundstück der ehemaligen Bauschule Holtmann an der Bahnhofstraße 66 gekauft hat.  Das Areal, das im Westen an die Eisenbahntrasse Dortmund/Hannover grenzt, misst eine Größe von einem Hektar.  Eine Teilfläche davon ist für die Feuerwehr bestimmt. Ein 25 Meter Schutzstreifen darf allerdings nicht bebaut werden, da an dieser Stelle die B 239 neu in ferner Zukunft vorbeiführen könnte.

 

Anfang 2018 hatte die Gemeinde das Grundstück der ehemaligen Baumschule Holtmann erworben.

 

Das Areal liegt an zentraler Stelle und nur einen Steinwurf weit vom alten Standort entfernt.

 

Das Architekturbüro Flörke und Krys aus Bünde hatte schließlich im Auftrag der Gemeinde das Lastenheft für das Ausschreibungsverfahren erstellt und damit das Anforderungsprofil für den Neubau festgelegt. Bürgermeister Rolfsmeyer bedankte sich am Dienstag bei den Feuerwehrführungskräften, die daran in einem Arbeitskreis tatkräftig mitgewirkt hatten. Das Bauprojekt wird jetzt nach dem Willen von Rat und Verwaltung von einem Totalunternehmer umgesetzt.  Beim Bau der neuen Sporthalle an der Olof-Palme-Gesamtschule war die Gemeinde ähnlich vorgegangen. Und damals habe man gute Erfahrungen gemacht, sagte Rolfsmeyer.

 

Die Feuerwehr Hiddenhausen ist die kleinste Wehr im Kreis Herford. Zwei Löschzüge mit 110 Aktiven sichern den Brandschutz in der Großgemeinde mit ihren 20.000 Einwohnern.

 

                                                                                                                         Von Jens Vogelsang
                                                                                                                         Text und Fotos             

Das alte „Spritzenhaus“ an der Herforder Straße erfüllt schon seit langem nicht mehr

die Anforderungen an einen modernen Feuerwehrstandort.