Großeinsatz für die Feuerwehr Hiddenhausen
Hiddenhausen. Die einstige Dorett Bar an der Herforder Straße (B 239) in Hiddenhausen ist am Donnerstagabend (19.11.2020) durch einen Großbrand völlig zerstört worden. Das Gebäude steht schon seit geraumer Zeit leer, sodass niemand verletzt wurde. Zeitweise waren rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Ein Tiefbauunternehmen mit Kettenbagger unterstützte die schwierigen Löscharbeiten, die bis zum frühen Morgen andauerten. Besonders in der Anfangsphase stand zu wenig Löschwasser zur Verfügung, weil es vor Ort keinen funktionierenden Hydranten gab.
Gegen 20 Uhr klingeln die Notruftelefone der Kreisleitstelle Sturm. Anwohner und Autofahrer berichten, dass der Dachstuhl des ehemaligen Bordells, das man früher unter dem Namen Dorett Bar und zuletzt als Kitty Bar kannte, brenne. Der Disponent löst sofort Großalarm für die Feuerwehr Hiddenhausen aus. Als die ersten Kräfte vom Löschzug Schweicheln-Bermbeck vor Ort eintreffen, züngeln die Flammen bereits an mehreren Stellen meterhoch aus der Dachhaut. Eine Gaube steht im Vollbrand. Das Feuer frisst sich binnen Minuten zu den Räumen im 1. Obergeschoss weiter. „Es besteht keine Möglichkeit mehr, in das Gebäude vorzudringen“, sagt Einsatzleiter Nicholas Jost. So bleibt den Wehrleuten nur der Außenangriff mit Hohlstrahlrohren, einem B-Rohr und über das Wenderohr der Drehleiter. Da das Wasser aus den Tanks der Einsatzfahrzeuge nur für wenige Minuten reicht, muss schnell eine Versorgungsleitung aufgebaut werden. Doch der einzige Unterflurhydrant weit und breit, der sich in einiger Entfernung vor Hausnummer 410 befindet, ist unter einer Erdschicht verborgen. Als die Wehrleute ihn endlich lokalisiert und freigelegt haben, liefert er nur ein bescheidenes Rinnsal. Die Tanklöschfahrzeuge 4000 aus Bünde, Herford, Enger und Vlotho werden nach Hiddenhausen beordert, um das Wasser im Pendelverkehr herbeizuschaffen. Darüber hinaus rückt das Wechsellader-Fahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Abrollbehälter „Wasser“ an, sodass weitere 8.000 Liter zur Verfügung stehen. Mit der Hiddenhauser Drehleiter 23/12 und dem Teleskopgelenkmast 23/12 aus Herford sind mittlerweile zwei Hubrettungsfahrzeuge im Einsatz, sodass beide Dachhälften aus der Luft erreicht werden können. Die Polizei hat die Bundesstraße 239 komplett gesperrt. Direkt hinter dem Gebäude verläuft die Haupteisenbahnstrecke Dortmund/Hannover. Auswirkungen auf den Zugverkehr hat der Großbrand allerdings nicht.
Als die ersten Einsatzkräfte vor Ort eintreffen, steht der komplette Dachstuhl bereits im Vollbrand.
Das Feuer schlägt meterhoch aus einem Dachfenster.
Eine Dachgaube wird Raub der Flammen.
Ein Innenangriff ist nicht mehr möglich
Wasserversorgung zwischen Hiddenhausen und Herford aufgebaut
Kreisbrandmeister Bernd Kröger ist gekommen, um sich ein Bild der Lage zu machen. Außerdem rückt der Löschzug Herford-Mitte mit dem Schlauchwagen 2000 aus, um eine Wasserleitung über lange Wegstrecke zu verlegen. Sie ist am Ende rund 800 Meter lang und führt von der Einsatzstelle, die an der Gemeindegrenze liegt, bis zur Herforder Goebenstraße, wo ein Hydrant in Höhe der Firma HEW angezapft wird. „Zwei weitere Versorgungsleitungen führen zur Werre, die parallel zur Bundesstraße verläuft“, schildert Einsatzleiter Jost. Allerdings macht die steile Uferböschung im Bereich der Einsatzstelle eine besonders lange Saugleitung nötig. Mit der leistungsstarken Tragkraftspritze Ziegler Ultra Power 4 wird das Wasser anschließend aus dem Fluss gefördert. Das Hausdach ist mittlerweile in sich zusammengesackt. Doch den Wehrleuten gelingt es nicht, die Dachhaut großflächig zu öffnen, um die Brandnester zu erreichen. „Statt herkömmliche Dachpfannen wurden Zinkbleche zur Eindeckung verwendet“, so Jost, „und die lassen sich nicht so einfach entfernen.“
Tiefbauunternehmer schafft Kettenbagger von der nahen Gerätehausbaustelle herbei
Baufachberater vom THW versuchen zu unterstützen. Der Radbagger vom Ortsverein Bünde reicht jedoch nur bis in eine Höhe von sechs Metern. Ein örtlicher Tiefbauunternehmer, der ebenfalls sofort zur Stelle ist, kann schließlich helfen. Gegen 1 Uhr in der Nacht schafft er einen großen Kettenbagger, der zu diesem Zeitpunkt auf der Baustelle für das neue Gerätehaus Schweicheln-Bermbeck steht, mit dem Tieflader herbei. Die Polizei begleitet den 55-Tonnenzug auf seinem kurzen Weg innerhalb der Gemeinde. Mit dem hydraulischen Greifer des schweren Baugerätes gelingt es schließlich, das Blechdach Stück für Stück abzudecken, um das Feuer aus dem Drehleiter- und Teleskopgelenkmastkorb vollständig abzulöschen. Der Einsatzdienst des Roten-Kreuzes - ausgerückt sind die Ortsvereine Herford-Stadt und Bünde - kümmert sich währenddessen um die Verpflegung der Feuerwehrleute. Ein Nachbar hat dafür ganz uneigennützig sein Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Verfügung gestellt. Um 5 Uhr in der Früh kann Einsatzleiter Jost endlich „Feuer aus!“ melden. Die letzten Feuerwehrkräfte rücken gegen 6 Uhr ein.
Das Haupthaus ist nach dem Großbrand einsturzgefährdet. Neben- und Hinterhaus blieben augenscheinlich unversehrt. Die Brandermittler der Polizei müssen nun klären, aus welchen Gründen der Dachstuhl eines leerstehenden Gebäudes plötzlich lichterloh brennen kann. Die Feuerwehr Hiddenhausen war im Dezember 2018 schon einmal auf dem Gelände des ehemaligen Bordells im Einsatz. Damals brannte ein mit Bauschutt beladener Kleinlaster.
Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)
Brandbekämpfung aus dem Korb der Drehleiter Hiddenhausen und …
… des Teleskopgelenkmastes Herford.
Durch die Hintertür sind ebenfalls nur Flammen und Trümmerteile zu sehen.
Glutrot leuchtet das Feuer unter dem Zinkblechdach
Das TLF 4000 aus Bünde-Muckum hat eine neue Wasserladung gebracht.
Das Wechsellader-Fahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale mit dem Abrollbehälter „Wasser“ fasst weitere 8.000 Liter.
Vorbereitung der Wasserentnahmestelle an der Werre: Die Uferböschung ist im Bereich der Einsatzstelle besonders steil.
Kreisbrandmeister Bernd Kröger (r) informiert sich bei Gemeindebrandmeister Mario Daume über die Lage.
Einsatzleiter Nicholas Jost (gelbe Weste) versorgt die Korbbesatzung mit Informationen.
Brandbekämpfung mit dem B-Strahlrohr an der Straßenseite und …
… linken Gebäudeseite.
Baufachberater vom THW versuchen zu helfen.
Der DRK-Einsatzdienst übernimmt die Verpflegung der Feuerwehrleute.
Ein örtlicher Tiefbauunternehmer schafft einen großen Kettenbagger mit dem Tieflader herbei.
Damit gelingt es, das Blechdach zu entfernen.