Großalarm für die Feuerwehr Hiddenhausen

Hiddenhausen. In einer Hochhauswohnung an der Pastalozzistraße im Ortsteil Lippinghausen ist am Montagabend (22.02.2021) ein Feuer ausgebrochen. Dabei wurden vier Bewohner leicht verletzt. Die 44-jährige Frau, ein 11-jähriges Mädchen und die beiden jungen Männer kamen vorsorglich ins Krankenhaus. Feuerwehr und Rettungsdienst waren mit einem Großaufgebot angerückt, weil sich der giftige Brandrauch über alle sieben Stockwerke ausgebreitet hatte. Das gesamte Gebäude musste geräumt werden. Sanitäter und Notfallseelsorger kümmerten sich auf einem Parkplatz am Zentrum in Lippinghausen um die Bewohner. Zeitweise waren etwa 140 Helfer im Einsatz.

 

Um kurz nach 19 Uhr schrillten zunächst beim Löschzug Eilshausen die Alarmmelder. Der Leitstelle war zuvor ein brennender Sicherungskasten in einer der Hochhausappartements gemeldet worden. Weitere Anrufer berichteten kurze Zeit später von einer starken Rauchentwicklung. Einsatzleiter Bernd Gante veranlasste deshalb noch auf der Anfahrt die Erhöhung der Alarmierungsstufe. Alle verfügbaren Kräfte der Feuerwehr Hiddenhausen rückten nun an. Da es in dem Hochhaus insgesamt 45 Wohneinheiten gibt, löste die Leitstelle außerdem ManV-Alarm (Massenanfall von Verletzten) aus. Notärzte aus Herford und Bünde, Rettungswagenbesatzungen aus dem gesamten Kreis Herford sowie der Einsatzdienst und die Betreuungseinheit des DRK eilten daraufhin nach Hiddenhausen.

 


In einem Hochhaus an der Pestalozzistraße in Hiddenhausen-Lippinghausen ist Montagabend ein Feuer ausgebrochen.



 

Neun Personen mit der Drehleiter in Sicherheit gebracht

Als die ersten Kräfte vor Ort eintrafen, waren viele Bewohner bereits nach draußen geflüchtet. „Ein Menschenpulk stand vor dem Gebäude“, sagte Bernd Gante. Die Wohneinheiten sind von vorne über Balkongänge zu erreichen. Schon vom Hof aus sei das Feuer im ersten Obergeschoss durch die geöffnete Wohnungstür zu sehen gewesen, beschrieb der Einsatzleiter die dramatische Lage. Ein Trupp rückte sofort unter Atemschutz in das Appartement vor und leitete die  Brandbekämpfung ein. Die Wasserversorgung wurde durch einen Überflurhydrant vor dem Wohnblock sichergestellt. „Schnell war klar, dass sich der Bewohner unverletzt aus der Brandwohnung gerettet hatte.“ Dafür klagte eine 44-jährige Frau, die offenbar aus einer Nachbarwohnung durch den Brandrauch geflüchtet war, über gesundheitliche Probleme. Der Rettungsdienst brachte sie und später noch ein 11-jähriges Mädchen und zwei weitere junge Männer ins Krankenhaus, weil  der Verdacht einer Rauchgasvergiftung bestand.  Der Qualm hatte sich mittlerweile vom Flur ins Treppenhaus und von dort über alle sieben Etagen ausgebreitet. Dreizehn Bewohner waren auf die Balkone an der Gebäuderückseite geflüchtet. „Die Hauptamtliche Wache Herford brachte neun Menschen mit der Drehleiter in Sicherheit“, sagte Gante. Für zwei von ihnen sei die Gefahr durch den Rauch besonders groß gewesen. Die Einsatzkräfte hatten zusätzlich Steckleitern und ein Sprungpolster in Stellung gebracht, die allerdings nicht zur Menschenrettung zum Einsatz kamen. Der Angriffstrupp löschte den Wohnungsbrand schließlich mit dem Hohlstrahlrohr und brachte  außerdem zwei Kaninchen in Sicherheit. Bürgermeister Andreas Hüffmann, Kreisbrandmeister Bernd Kröger und Vertreter Holger Klann machten sich vor Ort ein Bild der Lage. Sie zeigten sich erleichtert, dass offenbar niemand schwerer verletzt wurde.

 

Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut kontrolliert

Etwa 30 Bewohner untersuchten die Ärzte und Notfallsanitäter an der Verletzten-Sammelstelle, die auf einem Parkplatz am nahen Ortszentrum eingerichtet worden war. Sie stellten vereinzelt  eine leicht erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut fest. Die betroffenen Personen wurden daraufhin mit Sauerstoff versorgt. Mehrere Notfallseelsorger kümmerten sich anschließend im „Haus des Bürgers“ um die geschockten Bewohner. Das DRK versorgte sie mit Getränken.  Dr. Steffen Grautoff leitete den Einsatz des Rettungsdienstes als Leitender Notarzt. Andreas Barre übernahm die Funktion des Organisatorischen Leiters Rettungsdienst.  

Die Feuerwehr kontrollierte bis zum späten Abend sämtliche Wohneinheiten und führte umfangreiche Lüftungsmaßnahmen durch. Zudem nahmen Spezialisten der ABC-Einheit aus Herford Schadstoffmessungen vor. Erst als keine Gefahr mehr bestand, konnten die Bewohner in ihre Heime zurückkehren. Die Brandwohnung und ein Nachbarappartement sind allerdings nicht mehr bewohnbar. Die Gemeinde organisierte für die betroffenen Bürger Ersatzquartiere.

Die Feuerwehr war in den beiden Hochhäusern an der Pestalozzistraße schon mehrfach im Einsatz. Zuletzt hatte im November vergangenen Jahres eine leerstehende Wohnung im „Nachbarturm“ gebrannt.

 

                                                                                                                          Von Jens Vogelsang

                                                                                                                          (Text u. Fotos) 


Die Feuerwehrleute rücken über den Balkongang in die Wohnung im 1. Obergeschoss vor
und kontrollieren die Nachbarappartements.


An der Gebäuderückseite werden neun Bewohner mit der Drehleiter in Sicherheit gebracht.

 


Die Einsatzkräfte haben auch ein Sprungpolster und …


Steckleitern in Stellung gebracht.

 


Notärzte und Notfallsanitäter untersuchen die Bewohner an der Verletzten-Sammelstelle.


Vier Personen haben sich leichte Verletzungen zugezogen und werden ins Krankenhaus gebracht.