Gemeinsamer Dienst von Feuerwehr und DLRG20230122 213523

Hiddenhausen/Herford. Der Löschzug Schweicheln-Bermbeck ist am vergangenen Sonntag (22.01.2023) zur Herforder Eishalle ausgerückt. Dort, wo sonst Schlittschuhbegeisterte eislaufen und die Ice Dragons dem Puck hinterherjagen, stand gemeinsam mit der DLRG ein Dienstabend zum Thema Eisrettung auf dem Programm. „Ein Spaziergänger ist ins Eis eingebrochen und droht zu ertrinken“, lautete das Szenario, wobei die Eislauffläche einen zugefrorenen See darstellte.

 „Die Menschen sind oft unvorsichtig“, so Löschzugführer Torge Brüning, „deshalb müssen wir auch auf eine Eisrettung vorbereitet sein.“  Eine Einheit der  DLRG-Ortsgruppe Herford leistete am Sonntagabend fachliche Unterstützung und gab den Wehrleuten wichtige Tipps. Eisflächen auf Gewässern bergen erhebliche Gefahren. Die Tragfähigkeit der Eisdecke ist oftmals schwer einzuschätzen und kann über die Wasseroberfläche hinweg stark variieren. Ist eine Person eingebrochen, zählt jede Minute. Der Körper kühlt sehr schnell stark aus. Bei einer Wassertemperatur um den Gefrierpunkt betrage die Überlebenszeit unter 30 Minuten, sagen Experten. Doch bei aller Dramatik müssen die Einsatzkräfte besonnen handeln, um ihr eigenes Leben nicht zu gefährden.

 „Niemand betritt ohne Eigensicherung die Eisfläche“, warnte Kai Möller, der die DLRG-Einsatzabteilung der Ortsgruppe Herford leitet. Leinensicherung und Schwimmweste zählen zur Mindestausrüstung. Die Rettungsschwimmer der DLRG verfügen zusätzlich über eine spezielle Schutzausrüstung. Möller demonstrierte eine halbautomatische Weste, die sich nach Auslösen des Aufblasmechanismus binnen Sekunden mit Kohlendioxidgas aus einer Kartusche füllte. „Moderne Rettungswesten mit schnell lösendem Panikverschluss schränken die Bewegungsfähigkeit nicht so stark ein, wie herkömmliche Feststoff-Schwimmwesen“, erklärte der DLRG-Mann. Die schwere Brandschutzkleidung der Wehrleute ist im Übrigen bei einer Eisrettung ungeeignet. Sie hält  zwar schön warm, saugt sich allerdings voll Wasser, wenn ein Feuerwehrmann selbst in Not gerät.  Möller riet deshalb zu leichter Einsatzkleidung.


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Die Feuerwehrleute sind mit Eispickel und Spineboard im Übungseinsatz: (v.l.)  Jan-Pascal Schroeder, Florian Rabeneck, Dustin Diekmann,

Dustin Jost, Patrick Flachmeier, DLRG-Ausbilder Roland Schnelle, Carolin Schönknecht-Albinus und Lisa Schmale.

 

Mit dem Spineboard über die Eisfläche.

Geht es auf das Eis, müssen die Retter ihr Gewicht auf eine große Fläche verteilen. „Deshalb wird niemals im Stehen vorgegangen.“  Roland Schnelle, er verfügt über eine Zusatzausbildung als Strömungsretter, hatte sich zwischenzeitlich einen Neoprenanzug angelegt und demonstrierte  verschiedene Rettungstechniken.  Der 25-Jährige kniete zunächst auf einem  schwimmfähigen Rettungsbrett (Spineboard), das bei DLRG und Feuerwehr gleichermaßen vorhanden ist. In den Händen hielt der Retter Eispickel, mit deren Hilfe er sich auf dem Eis schnell vorwärts bewegte. Rettungsschwimmerin Ronja Düning sicherte die Aktion mit der Wurfleine.  Weitere Helfer zogen den DLRG-Retter und eine Übungspuppe,  die sich nun gemeinsam auf dem Rettungsbrett befanden, „an Land“. Für die Feuerwehrleute, rund 30 Aktive nahmen an dem Sonderdienst teil, ging es nun darum, selber Erfahrungen auf dem Eis zu sammeln. Dabei kamen neben dem Rettungsbrett auch Sicherheitsleinen und zwei Steckleiterteile zum Einsatz. „Sie sind auf jedem Löschfahrzeug vorhanden und eignen sich gut zur Gewichtsverteilung“, erläuterte Torge Brüning. Schließlich bildeten die Wehrleute noch eine Menschenkette, um die Übungspuppe in der Mitte der Eisfläche zu erreichen. Zehn Aktive legten sich nach und nach zur Eigensicherung auf den Bauch und hielten sich am Ende gegenseitig mit den Händen an den Beinen.

Am Ende zogen Feuerwehr und DLRG-Ausbilder ein positives Fazit. Jede Eisrettung sei eine Herausforderung, so Kai Möller. „Heute Abend haben wir gute Lösungsansätze gesehen.“ Feuerwehr und DLRG arbeiten im Katastrophenschutz eng zusammen. Zuletzt waren beide Organisationen bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 gemeinsam im Einsatz.

                                                                                                                     Von Jens Vogelsang

                                                                                                                     (Text u. Fotos)                                                                                                     


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(v.l.) Kai Möller (DLRG-Leiter Einsatz), Löschzugführer Torge Brüning u. Marco Bartusch (DLRG-Vorsitzender)

 

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(v.l.) Kai Möller u. Janica Przytulla (Rettungsdienst Kreis Herford) demonstrieren eine halbautomatische Rettungsweste,

die sich nach der Auslösung binnen Sekunden mit Kohlendioxidgas gefüllt hat.

 

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Personenrettung mit dem Spineboard: DLRG-Mann Roland Schnelle zeigt, wie es geht.

 

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Zwei Steckleiterteile eignen sich ebenfalls zur Gewichtsverteilung.

 

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liegende Menschenkette

 

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… und den Steckleiterteilen.

 

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(v.l.) Kai Möller (DLRG), Thomas Graf, Ruba Rahma, Torge Brüning, Drees Beckmann u. Justin Fischer

 

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Feuerwehr und DLRG sind zu einem gemeinsamen Dienst in der Eishalle Im Kleinen Felde zusammengekommen,

wo die Eisrettung auf dem Programm steht.